Gipfeltreffen

Als Schülerin besuchte ich zum ersten Mal das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. Welch ein Erlebnis. Für mich war der beeindruckende Theaterbau von Werner Ruhnau mit den blautrunkenen Schwammreliefs von Yves Klein und dem großen Relief in zwei Ebenen von Norbert Kricke eine der schönsten Architekturen, die ich je gesehen hatte. Später habe ich in diesem Haus sogar arbeiten dürfen, in der Bühnenbildnerei und im Malersaal. Jeder Arbeitstag war begleitet von ästhetischem Genuss. Unvergessene Zeiten.

Jahrzehnte habe ich vom Musiktheater, heute kurz MIR genannt, geschwärmt, aber auf Grund räumlicher Trennung und zeitlicher Abhängigkeiten nicht mehr besucht, bis der Wunsch eines Wiedersehens zu groß wurde.

Ende August wurden gleich zwei Sehnsüchte erfüllt: Das Wiedersehen mit dem Musiktheater in Gelsenkirchen anläßlich des 1. Sinfoniekonzertes der von mir geschätzten "Neue Philharmonie Westfalen".

Wie Yves Kleins Schwämme das Ultramarin habe ich die Schönheit der Architektur erneut aufgesaugt, das Material von Wänden, Geländern, Türgriffen und das Leder der Sitzmöbel gestreichelt.  Mich an viele erlebte Episoden während meiner damaligen Arbeitszeit erinnert.

Das allein war bereits die Fahrt nach Gelsenkirchen wert.

Aber es wurde noch wunderbarer. Daniel Müller-Schott spielte auf höchstem Niveau das Violoncello in der Sinfonia concertante für Violoncello und Orchester op.125 von Sergej Prokofjew und mit der Neuen Philharmonie Westfalen erreichten wir mit dem Aufgebot von über achtzig fabelhaften Musiker:innen den Gipfel in der Alpensinfonie op. 64 von Richard Strauss.

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